Probiotikum – Was ist das?
Probiotika sind Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen Nutzen haben. Sie können in Lebensmitteln enthalten sein oder als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Dieser Nutzen entsteht durch die Beeinflussung deines Mikrobioms. Als Mikrobiom werden deine Mitbewohner bezeichnet, die sowohl im Darm, Vagina, Lunge als auch auf der Haut leben. Meist wird aber nur das Darmmikrobiom gemeint, wenn vom Mikrobiom gesprochen wird. Die verschiedenen Mikrobiome beeinflussen sich untereinander. Hast du zum Beispiel häufig Probleme mit vaginalem Pilz, spricht das auch für ein Ungleichgewicht im Darm. Deshalb können oral eingenommene Probiotika auch deine Vaginalmirkobiom verändern.
Obwohl das Mikrobiom aus Bakterien, Pilzen und Viren besteht werden als Probiotika häufig Bakterien verwendet. Insbesondere Bakterien der Gattung Lactobacillus und Bifidobacterium werden verwendet. Diese finden wir natürlicherweise z.B. in Joghurt oder Sauerkraut. Deshalb gelten diese Lebensmittel als probiotisch.
Aber auch die Hefe Saccharomyces boulardii wird medizinisch genutzt, um Durchfall bei Antibiotikagabe zu vermeiden.
Wie wirkt Probiotika überhaupt? Besiedelt es deinen Darm und sorgt so für eine größere Vielfalt? Oder was passiert da? Ist es sinnvoll besonders viele verschiedene Arten zu verwenden? Oder lieber einzelne Bakterienarten?
Neue Bewohner für den Darm?
Um einen Mythos aus dem Weg zu schaffen: Probiotika besiedeln in den meisten Fällen nicht den Darm. Sie sind also keine „neuen Mitbewohner“. In 99% der Fälle können die Bakterien schon wenigen Wochen nach dem Ende der Einnahme nicht mehr nachgewiesen werden.
Deine anderen Darmbewohner und dein Immunsystem haben nämlich bei der Auswahl neuer Mitbewohner ein Wort mitzureden. Fremde Arten können sich nicht so einfach im „Ökosystem Darm“ ansiedeln. Auch fehlende Nährstoffe können den Probiotika zu schaffen machen.
Bedeutet das, dass sie überhaupt keinen Nutzen haben?
Doch, sie wirken über andere Mechanismen. Zum einem können sie „schädliche“ Mikroorganismen verdrängen und zum anderen sorgen sie dafür, dass dein Immunsystem aktiviert wird und bestimmte Stoffe ausschüttet, die sich gesundheitlich auswirken.
Die Verdrängung der „schädlichen“ Mikroorganismen erfolgt durch verschiedene Möglichkeiten. Entweder ernähren sie sich von denselben „Nährstoffen“ oder bauen Substrate so um, dass sie die anderen Mikroorganismen negativ beeinflussen. Sie können auch bestimmte Rezeptoren besetzen und so bestimmte Prozesse fördern oder hemmen. Auch der Einfluss auf den pH-Wert ist eine Möglichkeit, um die Konkurrenz auszuschalten. Und es gibt die direkte Waffe: Die Produktion von Substanzen, die andere Mikroorganismen abtötet.
Je nachdem, welche Problematik vorliegt, wollen wir also einen bestimmten Effekt. Deshalb solltest du nicht wahllos verschiedene Probiotika zu dir nehmen. Es sollten Spezifische sein, die dein gesundheitliches Problem verbessern.
Warum Probiotika möglicherweise nicht helfen!
Je nach Probiotikum und Milieu im Körper, reagiert der Körper mit einer allergischen Reaktion. Es ist ja quasi ein Eindringling und dein Immunsystem reagiert.
Probiotika ist zudem nicht gleich Probiotika. Nicht nur das sie unterschiedliche Bakterienarten enthalten und dadurch anders wirken. Auch die gleiche Art zu verwenden, bewirkt nicht unbedingt die gleichen Ergebnisse.
Denn Bakterien einer Art unterscheiden sich in ihrem Stoffwechsel teilweise stark. So können einige Substrate umwandeln, während ihr Artkollege nichts damit anfangen kann. Dazu zählt z.B. Glutamat. Einige Individuen wandeln es in den Neurotransmitter GABA um, während andere derselben Art diese Umwandlung aufgrund ihrer Gene nicht können.
Natürlich ähneln sich die Gene einer Art sehr, aber das bedeutet nicht, dass sie komplett gleich sind. Wie bei uns oder Tieren gibt es bei den Genen eine Variabilität. Und ob sie jetzt das gewünschte Gen haben, dass den Effekt verursacht, ist nicht gesagt.
Deshalb sind probiotische Mittel mit einem R gekennzeichnet, da sie eine bestimmte Zuchtform enthalten.
In Studien wurden dann für dieses Produkt bestimmte gesundheitliche Nutzen festgestellt. Verwende für ein spezifisches Problem besser Probiotika mit einem R für die bereits Studien vorliegen und extra für diesen Zweck gezüchtet wurden.
Wenn ein Probiotikum mehr als eine Bakterienart enthält, beeinflussen sich diese Bakterienarten auch wieder untereinander. Je nachdem heben sie die Wirkungen voneinander einfach auf und man hat nichts gewonnen.
Wieso werden Probiotika nicht verschrieben?
Leider sind wir in der Forschung gerade erst dabei die Welt der Probiotika zu entdecken. Bei einigen Problemen gibt es ein paar Studien. Bei anderen aber leider „gähnende“ Leeere. Und da wo Studien vorliegen, ist die Studienlage nicht groß genug um klare Empfehlungen zu geben. Es gibt nur Hinweise. Aber dann wissen wir immer noch nicht, welche Dosierung am Besten ist und welche Bakterienarten zusammen die besten Ergebnisse liefern.
Auch die Auswahl der Produkte ist noch schwierig. Häufig werden einfach alle verfügbaren Bakterien in ein Mittel geworfen ohne Sinn auf die Funktion.
Es ist also wichtig noch auf etwas anderes zu setzten: Prebiotika, die Nahrung für deine Mikroorganismen. Denn die Vielfalt im Darm hängt auch von deiner Ernährung ab.